Mittwoch, 29. April 2015

Zwischenstop am Meer

Wir sind zurück am Meer, inzwischen in Olympiada in Griechenland. Hier erkunden wir mit Sue und Manuel, Freunden aus der Schweiz, ein paar Tage ein griechisches Dörfchen, dass gerade langsam aus dem Winterschlaf erwacht. Die Balkan Länder liegen nun hinter uns und damit auch die Zeit, in der wir alle paar Tage eine Grenze überqueren.
Albanien tat unserem Ego gut. Auf der Schnellstrasse wurden wir zwar oft überholt, konnten aber ab und an auch selber überholen, diverse Esel- und Pferdefuhrwerke. Einmal mit etwas Rückenwind sogar ein Töffli. Spannender waren allerdings die Fahrten auf den weissen Strassen, der kleinsten Kategorie. Diese boten von neuem Asphalt bis zu Schiebepassagen das ganze Spektrum. Einmal führten sie uns in militärisches Sperrgebiet, die Wache am Eingang reagierte allerdings entspannt auf unsere kleine Irrfahrt und liess uns passieren. Überhaupt war Albanien bisher ein Highlight. Schöne Landschaften wechselten sich mit verfallenen Fabrik Geländen ab, die Orte waren lebhafter und das Leben fand mehr draussen statt. So konnte man auch in Tirana Gemüse von Händlern auf dem Gehsteig kaufen. Und die Gastfreundschaft wurde gross geschrieben. Als wir in Librahzd nach Unterkunft fragten, durften wir im Haus von Arbi und seiner Familie übernachten, inkl. Dorfundgang.
In Mazedonien und Griechenland änderte sich das Strassenbild merklich. Obwohl die Mercedes Quote hier wieder auf unter 98% sank, schienen die Leute insgesamt etwas wohlhabender zu sein. So auch die Schafhirten. Diese können sich in Griechenland bis zu acht Hirtenhunde leisten. Und jeder gute Hirtenhund weiss: Nichts ist gefährlicher als ein Velofahrer. Und so verteidigten die Hunde tapfer bellend und hinter uns her jagend ihre Schäflein. Mit Tempo verlangsamen und einem herzhaften Schrei gelang es uns, die Tiere von unseren Waden fernzuhalten. Da gefielen uns die farbigen Eidechsen, Insekten und Schildkröten, die wir auf den Spaziergängen mit Sue und Manuel fanden, schon besser.




Schnell...

Langsam.











Montag, 20. April 2015

Berg und Tal

Wieder mal Ruhetag, diesmal in Virpazar, in einer Tourismus Maschine. Einer der wenigen fernab der Küste...
Der Ruhetag in Split war sehr erholsam. Die Stadt mit der schönen Riva am Meer und dem pittoresken, verwinkelten Altstädtchen schaffte es spielend auf unsere Liste der Städte, in die wir mal zurückkehren werden.
Wir entschieden uns, die Küste für ein paar Tage zu verlassen und durch das Landesinnere zu fahren. Wir stellten schnell fest, dass der Tourismus im Landesinneren nicht einfach flächendeckend mit der Giesskanne verteilt, sondern konzentriert in ein paar Orten installiert wurde. Imotski gehörte nicht dazu. Das eine schon vor der Stadt angeschilderte Hotel war geschlossen, so dass wir im anderen am Stadtrand landeten. Unser nächstes Ziel, Mostar, war ganz anders. Hier war es schwierig, ein Gebäude zu entdecken, dass keine Herberge war, zumindest in der Altstadt. Diese war aber auch sehr sehenswert, trotz oder gerade wegen der unzähligen Marktstände, die die schmalen Gassen und die berühmte Brücke säumten.
Bileća gehörte dann wieder in die Kategorie "touristisch noch zu entdecken". Wieder landeten wir am Stadtrand, wo wir vom Gärtner im Nebengebäude in ein Zimmer eingecheckt wurden, dass nur über die Feuertreppe erreichbar war. Das Hauptgebäude sei ausgebucht, beschied er uns auf Serbisch. Logisch, Bileća an einem Donnerstag abend, da will man hin. Als wir am nächsten Morgen beim Frühstück ein komplettes Damen-Volleyball Team inklusive Betreuungs Staff sahen, realisierten wir, dass der Gärtner wohl recht hatte.
Was zum Znacht zu finden, war gar nicht ganz einfach, dafür gab es jeweils fast so viele Bars wie Einwohner. Und wenn wir etwas gefunden hatten, gabs schöne Anschauungsbeispiele in gleichzeitig essen und rauchen.
Der Ausflug ins Landesinnere hat sich gelohnt. Es waren weniger die Imotskis, Bilećas und Nikšićs, sondern viel mehr die spektakulären Schluchten, Hochebenen mit Blick auf Schneeberge, die kleinen Nebenstrassen durch ländliche Ortschaften und das Gehupe, die die Höhenmeter rechtfertigten.
Da wir keine Lust auf einen Ruhetag in einem weiteren dieser ungeschliffenen Diamanten hatten, fuhren wir nach Virpazar, einem kleinen Ort am Lake Skadar. Schon am Ortseingang gerieten wir in die hocheffiziente Tourismus Maschine der Pelikan Dynastie: Abfangen am Strassenrand, Kaffee trinken, Hotel buchen, Bootstour buchen, Abendessen, schlafen, frühstücken, Bootstour fahren...
Aktuell verstecken wir uns im Park unter einem Gebüsch, um in Ruhe Blog schreiben und die nächsten Etappen planen zu können.














Montag, 13. April 2015

Insel hüpfen

Wir sitzen gerade an der Riva in Split und geniessen das warme Wetter. Hinter uns liegt ein fröhliches Insel-Hüpfen mit Guetzli. Der Reihe nach.
Nach dem Ruhetag in Trieste gönnten wir uns zum Frühstück zwei Stunden Slowenien. Mehr lag bei unserer Routenwahl nicht drin. Schon am Nachmittag waren wir in Kroatien. Dort fuhren wir vorbei an vielen kleinen Dörfern ohne Läden oder Restaurant, so dass wir als Mittagessen unsere Guetzli-Vorräte aufbrauchen mussten. Merke: Wir sind jetzt nicht mehr in Italien. Wir schafften es jedoch trotz Guetzli-Bauch bis nach Rijeka. Nach Rijeka fuhren wir über eine imposante Brücke nach Krk. Die Insel empfing uns mit einem riesigen Konzum, wo wir sofort Picknick und neue Notfall-Guetzli kauften. Im Gegensatz zum Festland reihen sich hier Konzum an Iper an Plodine und wie sie alle heissen. Wir kamen gut voran und setzten noch am Abend mit der Fähre über nach Lopar. Dort sah es laden- und restaurantmässig wieder etwas anders aus. Wir endeten wieder bei Guetzli zum Znacht.
Am nächsten Tag gaben wir uns gleich zwei Fähren: von der Insel Rab aufs Festland und kurz darauf wieder auf die Insel Pag. Das Insel-Hüpfen schloss schliesslich unspektakulär mit einer kleinen Brücke. Die ganzen Inseln brachten uns zwar durch sehr touristische Gebiete, da wir jedoch in der Vorsaison unterwegs waren auch durch sehr schwach befahrene Strassen. Und wir konnten einmal während des Picknicks Delfinen im Meer zuschauen.
Auf dem Festland brausten wir in zwei langen Etappen Richtung Split. Beim Zwischenhalt in Pirovac gerieten wir beim Abendessen in die lokale Bar-Restaurant-Disco-Kneipe, in der Nichtraucher (also wir) geduldet wurden, aber klar die Ausnahme waren. Die Köchin war offensichtlich darin geübt, einhändig den Backofen zu öffnen ohne die Zigarette abzulegen. Der lokale Seebär dämmerte in ein Rauschnickerchen, die Jugendlichen flirteten, die Senioren politisierten und lallten, und wir assen unsere leckeren Spaghetti.
Danach folgte noch einmal eine lange Etappe nach Split, wo wir uns von den von den Inselkilometern erholten. Mit der sehr schönen Altstadt und der lauschigen Riva war Split der perfekte Ort für Erholung.


 







Starke Leistung der Kette: sie hat 1000 km gehalten. Nun darf sie 1000 km Pause machen, bevor sie wieder ran muss. 






Dienstag, 7. April 2015

Wind

Die Alpen liegen hinter uns. Nach einem letzten beeindruckenden piece de resistance, der Alto Piano di Asiago, sind wir hinunter in die Ebene gerollt. Diese letzte Überquerung hatte es allerdings in sich. Sie begann mit einer Bachüberquerung (merke: wenn open street map 'offroad ' sagt, meint es 'offroad'), ging weiter mit Steigungen von bis zu 15% und schloss mit einer Abfahrt, die zwar sehr eindrücklich war, aber schier endlos auf sich warten liess. Nun hatten wir vor, das Flachland in drei lockeren Etappen nach Trieste zu durchqueren, so weit der Plan. Und nun zur Realität.
Die erste Etappe ging noch so. Leichter bis mässiger, dafür sehr konstanter und zielsicherer Gegenwind machten das Rollen strenger als nötig. Ein kleiner Nieselregen zum Abschluss verlängerte die letzten Kilometer. Dennoch legten wir etwas über 80 km zurück und waren stolz darauf, dem Wind getrotzt zu haben.
Am nächsten Tag erfuhren wir die wahre Bedeutung des Wortes 'Gegenwind '. Nix leicht und mässig, sondern stark und konstant ins Gesicht. Wir versuchten es mit Selbstmotivation, ignorieren und rund treten, wirklich helfen taten nur Selbstmitleid, Fluchen und 2 Km Ablösungen. So zerschnitten wir den Wind auf Strassen, die so gerade waren, dass die seltenen Kurven mit Warntafeln angekündigt wurden, vermutlich, damit man die Theorie des Lenkens noch mal im Geist durchgehen konnte (links steuern: linkes Lenkerende sanft gegen den Körper ziehen, rechts steuern: reziprokes Vorgehen). Immerhin blieb es am zweiten Tag trocken. Nach zu vielen Stunden treten für 75 km kamen wir müde in Cervignano Del Friuli an. Immerhin meinte es der letzte Tag in der Ebene gut mit uns, 50 lockere km bis Trieste. Hier legen wir nun einen Ruhetag ein und erledigen ein paar administrative Dinge. So schauen wir uns mal nach einer SIM Karte um.  Wir werden mal bei Orange vorbeischauen, vielleicht auch bei Vodaphone oder Tim. Auf gar keinen Fall bei Wind.










Mittwoch, 1. April 2015

Weiss zu blau

Wir (oder zumindest ein Teil der Reisegruppe) hatten die harte Anforderung an die Tour, dass wir nur bei schönem Wetter losfahren wollten. Dieser Anforderung wurde die Tour am Anfang mehr als gerecht, den Prolog fuhren wir bei Sonnenschein. Und dann kam die Tour-Taufe. Schon am Nachmittag auf dem Weg nach Landquart wurden wir leicht eingenieselt. Ab dem nächsten Morgen in Landquart regnete es dauer. Erstaunlicherweise setzte der Schönwetter-Anforderungs-Teil der Reisegruppe durch, dass wir uns trotzdem aufs Rad setzten und losfuhren, mal bis Schiers. Oder bis Küblis. Ach was, gleich nach Klosters, wenn man schon mal rollt, ist der Regen ja nicht mehr so schlimm. Ab Klosters nahmen wir dann endgültig den Zug nach Zernez. Im von Freunden geschenkten Hotelzimmer (nochmals herzlichen Dank) prüften wir unser Regenkonzept und stellten fest: noch nicht ganz wasserdicht. So ergänzten wir unser Gepäck mit ein paar Plastiksäcken. Ab jetzt sind wir bereit für viel Regen.
Am Abend begann es nochmal richtig zu schneien, die Wetterprognosen für den Folgetag waren auch nicht gerade rosig. Umso schöner die Überraschung, als sich der Himmel am nächsten Morgen strahlend blau präsentierte. So machten wir uns vorsichtig optimistisch auf, den Ofenpass zu bezwingen. Sehr viel Gepäck, mittel viel Schnee und eher noch wenig Kondition waren nicht die Idealkombination für dieses Unterfangen. So beschränkten wir uns denn auch auf einen kleinen Teil der 30 Gänge, die unsere Räder bieten. Irgendwann kamen wir jedoch in einen Trott, liessen Musik im geistigen Kopfradio laufen und auf einmal waren wir oben, der Pass war überwunden und die Kraft reichte noch für eine Schneeballschlacht.
Was jetzt folgte, war freudiges Höhenmeter-Vernichten. Als diese langsam nachliessen, setzte ein freundlicher Rückenwind ein, der uns die restlichen Kilometer nach Meran schob. Wo der Frühling beginnen soll...